Obstbäume und Beerensträucher bereichern jeden Garten. Und nie
schmecken Kuchen, Kompott oder Marmelade besser als mit Früchten aus eigenem
Anbau. Dabei kann ein korrekter Schnitt die Qualität der Ernte ganz erheblich
verbessern.
Warum
schneiden wir Obstbäume?
Kann man Obstbäume nicht wachsen lassen, so wie andere Gehölze
in der freien Natur? Sicher, man kann. Bäume die nicht geschnitten werden,
tragen meist sogar früher, manchmal schon im Jahr nach der Pflanzung.
Doch die Kehrseite der Medaille macht sich rasch bemerkbar:
Solche Bäume erschöpfen sich bald unter der Last der Früchte, die Zweige hängen
nach unten, der Neutrieb bleibt schwach, es entsteht eine zu dichte Krone, Blätter
und Früchte werden stark von Pilzkrankheiten befallen.
Durch richtigen Schnitt von der Pflanzung an bleibt der Baum
dagegen zeitlebens licht. In einer gut aufgebauten Krone entwickelt sich das
Fruchtholz entlang des Stammes und der Äste bis unten hin und nicht nur weit
oben, wie bei einem ungeschnittenen Obstbaum.
Bäume ohne Schnitt wachsen vielfach zu sehr in die Höhe. Alle
Pflegemaßnahmen werden dadurch erschwert, vor allem die Ernte.
Bessere
Qualität
Und damit kommen wir zu einem wichtigen Punkt, der ebenfalls für
den Obstbaumschnitt spricht. Richtig geschnittene Bäume bleiben sichtbar
gesünder als unbehandelte, oder anders gesagt: Zu dichte Baumkronen werden
stärker von Pilzkrankheiten befallen als licht gehaltene.
Der Grund ist folgender: Die Blätter bleiben nach Regenfällen
länger feucht, und nachdem die mikroskopisch kleinen Pilze (ähnlich wie die
Waldpilze) zu Ihrer Entwicklung Wärme und Feuchtigkeit benötigen, kommt es in
dichten Kronen zu verstärktem Befall durch Pilzkrankheiten (Schorf u. a.).
Obstbaumschnitt fördert also die Fruchtqualität und ist
vorbeugender Pflanzenschutz.
Kein
Wundermittel
Trotz all der genannten Vorzüge wäre es aber falsch, Wunder zu
erwarten. Pflanzen wir z. B. eine sehr schorfempfindliche Sorte, so wird auch
ein gekonnter Schnitt nicht ganz verhindern, daß Blätter und Früchte
Schorfflecken bekommen.
Das gleiche gilt, wenn Obstbäume zu dicht gepflanzt werden. Sie
suchen dann nach Licht, wachsen trotz Schnitt in die Höhe und werden unter
Pilzkrankheiten zu leiden haben. Auch der Ertrag wird durch den Schnitt nicht erhöht, wie
manchmal angenommen wird; das Gegenteil trifft zu.
Was allerdings die Fruchtqualität betrifft – und auf diese kommt
es uns ja in erster Linie an -, so wird diese ganz entscheidend verbessert.
Mancher Gartenfreund meint, zu eng gepflanzte, stark wachsende
Bäume bremsen zu können, indem er Triebe und Äste einkürzt, und ist dann
enttäuscht, wenn diese um so stärker austreiben. Rückschnitt ist in diesem Fall
der falsche Weg. Eine dauerhafte Lösung gibt es oft nur, wenn jeder Zweite der
zu eng gepflanzten Bäume gerodet wird und man die Kronen der verbleibenden
zudem kräftig auslichtet.